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Kategorie: Sonstiges
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Veröffentlicht: Samstag, 11. Oktober 2008 23:00
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Geschrieben von Michael Steiner
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Zugriffe: 2089
IM SCHREIBEN ZU HAUS.
WIE SCHRIFTSTELLER ZU WERKE GEHEN.
Von Herlinde Koelbl
Dieses „schwere“ Buch, mit über 1.600 Gramm ist oder könnte für uns Schreibgeräte und Schreibaccessoires begeisterte, sowie Literaturbegeisterte interessant sein und auch einige Herzen höher schlagen lassen.
Erfahren wir hier doch auch viel aus dem Leben der einzelnen Literaten.
Und sehen Schreibgeräte.

In diesem reichbebilderten Großband (ca. 24,5 x 29,5 cm) über Schriftsteller/Innen und ihre Schreibgewohnheiten lässt uns die Autorin in einfühlsamen Interviews mit den Literaten teilhaben, wie sie – die Literaten, so ihre täglichen Schreibarbeiten wie/wo/womit (Arbeitszimmer, Atelier, Zug, Café) erdenken, verfassen, zu Papier bringen. Dies unterlegt mit wunderschönen S/W-Fotos von Schreibproben, dem Arbeitsplatz oder das Atelier und vor allem, bei einigen mit Schreibgeräten. Sarah Kirsch zum Beispiel hält in ihren beiden Händen, über einem handgeschriebenen Manuskript, ihre sieben Füller umschlungen, mit denen sie schreibt.
Weiter erfahren wir, dass manche der Schriftsteller/Innen mit Bleistift, Füllfederhalter, Schreibmaschine, Laptop/Computer arbeiten. Manche Arbeitsplätze penibel geordnet bzw. aufgeräumt sind oder auch, wie bei der Schriftstellerin Friederike Mayröcker, alles wie Kraut und Rüben durcheinander liegt.
Ein Literat lässt keinen in sein Arbeitszimmer, da er sich danach nicht mehr in der Lage fühlt, dort ungestört zu schreiben. Ein anderer zieht die Trennung bei Besuchen, zwischen privater Wohnung und Arbeitswohnung vor. Usw. usw.
In ihren Interviews mit den 42 Autoren (bei einigen teilweise kurz vor deren Tod) erfahren wir auch viel aus dem Innern der/des Einzelnen, quasi aus dem seelischen Innenleben der Schriftsteller/Innen.
Wie oben schon erwähnt mit vielen, vielen Bildern der Literaten, Manuskripte, Arbeitszimmer, Schreibgeräte und und und…
Erschienen ist das Buch 1998 in der Knesebeck GmbH & Co. Verlags KG, München.
Ca. 260 Seiten
ISBN 3-89660-041-9
Teilweise heute schon auf verschiedenen „Krabbeltheken“ zu herunter gesetzten Preisen zu finden.
Günter
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Kategorie: Sonstiges
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Veröffentlicht: Samstag, 27. Oktober 2007 18:28
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Geschrieben von Michael Steiner
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Zugriffe: 3477
Ein himmlisches Märchen...
...ist ein kleines Heftchen der Tintenkuli Handels G.m.b.H. Altona (Elbe) im Format von ca. 9 x 12 cm., mit 16 Seiten Inhalt (inkl. Umschlag) plus 4 Seiten Einleger mit Dankschreiben. Erschienen ca. Anfang/Mitte der 1930 Jahre. In diesem kleinen Büchlein bewirbt der Tintenkulihersteller sein Produkt mit einer kleinen, humorvollen Geschichte.
Albert Lingenbring, Städtischer Kanzlei-Sekretär in Oberniederstadt, möchte in den Himmel aufgenommen werden. Verlegen steht er im Himmelsbüro vor dem Heiligen Sankt Petrus - der hinter seinen dicken Registern sitzt, in denen die Namen aller Erdenbürger verewigt sind - und bittet um Einlass.
Petrus schaut in seinen Registern nach und erklärt Albert Lingenbring, das er, nämlich Petrus, erst einen schriftlichen Antrag ausfüllen muss, da Albert in seinem Erdenleben mitunter öfters geflucht hat.
Als Petrus nun mit seinem Füllfederhalter zum Schreiben ansetzt passiert das, was nicht passieren darf, aber Petrus schon viel zu oft passiert ist: Die Feder gab keine Tinte und nachdem er lange daran herumgeschraubt und geschüttelt hatte - oh weh, der Füller kleckste das Formular voll, worauf Petrus fast ein "Verfl." über die Lippen kam.

Jetzt kam aber die große Zeit des Albert Lingenbring. Er erzählte Petrus, das er diese klecksenden Dinger schon lange gehasst habe und jetzt froh sei mit einem "Tintenkuli" schreiben zu dürfen und zeigte Petrus stolz seinen Tintenkuli.
Dem staunendem Petrus - der so etwas noch nie gesehen hatte - erklärte er nun alle Vorzüge des Tintenkuli's, dem Meisterstück deutscher Technik.
Das die Schreibspitze aus purem Iridium und Platin besteht und übers Papier gleitet wie ein Engel.
Das man den Tintenkuli in die Tinte steckt und nur auf den Füllknopf zu drücken braucht und - schon ist er für Wochen gefüllt.
Das er nur 6,50 Mark kostet.
Das er auch in zwei Monatsraten zu bezahlen ist.
Das er eine ganze Woche kostenlos ausprobiert werden kann.
Das die Firma 3 Jahre unbeschränkte Garantie dafür übernimmt.
Das er einzig und allein bei der Firma "Tintenkuli" Ges. in Altona/Elbe zu beziehen ist, da die Firma den Tintenkuli direkt an den Bezieher (damit diese den Vorteil des billigen Einkaufs haben und so keine Gefahr laufen minderwertige Nachahmungen zu bekommen) verkauft.

Nach diesen Erläuterungen meinte Petrus beeindruckt das er jetzt beim "Chef hier oben" persönlich ein Wort für Herrn Lingenberg einlegen würde und bat Albert hier im Büro zu warten.
In seiner frohen Erregung überhörte Albert zuerst das Klingen des Telefons auf Petrus Schreibtisch. Mutig ging er zum Telefon und hob den Hörer ab und meldete sich mit den Worten "Hier Kanzlei-Sekretär Lingenbring, im Himmel" und hörte auf einmal seine liebe Ehefrau sagen, was er denn für einen Unsinn rede. Er solle nun gefälligst aufstehen, sonst käme er noch zu spät ins Büro.
Natürlich hatte Herr Lingenbring dieses Erlebnis nur geträumt und wurde jetzt unsanft vom Wecker aus seinen Träumen gerissen.
Später im Büro an seinem Arbeitsplatz streichelte er in seliger Erinnerung an seinem Tintenkuli so zärtlich herum, wie er es weiland bei seiner lieben Ehefrau Auguste getan hatte, als sie noch seine Braut war.
Interessant, jedenfalls für mich, ist am Ende dieses Büchleins die befindliche Bestellkarte für den Tintenkuli.
Hier ist u. a. zu lesen, das handschriftlich die Anzahl der bestellten Tintenkulis eintragen werden darf und das Porto dann 3 Pfg. für den Postversand beträgt. Werden allerdings irgendwelche Zusätze handschriftlich eingetragen, so kostet das Porto für die Karte dann 6 Pfg.

So etwas gibt's heute nicht mehr. Da kommt dann sofort das Strafporto drauf!